Gleich mal vorweg, ich will mich natürlich nicht mit fremden Federn schmücken, aber eine solche Herberge in einem beschaulichen, manche würden gar verschlafenen Nest sagen, mit “Verzauberungsanstalt” zu beschreiben, ist einfach genial.
Der Begriff “Verzauberungsanstalt” stammt von einem Freund des Hauses (von dem ich per se kein großer Freund bin): Michael Fleischhacker. Und am besten zeige ich euch mehrheitlich Impressionen von unserem verlängerten Wochenende, denn die Disziplin des Buchstaben-Jonglierens überlasse ich lieber den Künstlern. Der eine oder andere ist schon im Seehof abstiegen. Nicolas Cage, Ron Perlman, Bilderbuch, Conchita war’s hier auch nicht Wurst – und von vielen weiß ich wahrscheinlich gar nix.
Seit über 300 Jahren gibt es den Seehof schon. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts war das Haus als Gaststätte und Pension für die Sommerfrische beliebt. Einen großen Umbau gab es in den 1970er-Jahren, deshalb gibt es hier auch Ikea-Möbeln, die ersten Österreichs, zwischen all der Kunst und dem liebevoll zusammengetragenem “Krempel”. Sinn für das Schöne hatte man schon damals: Gestaltet wurde das Haus von Ilse Henning, einer Schülerin von Adolf Loos.
Jeder Raum ist anders, wir Sommerfrischler hielten uns meist auf der Terrasse auf.
Was man hier so tut? Eine oft gestellte Frage in diesem 2.500-Seelendorf auf einem Sonnenplateau über dem Salzachtal. Goldegg liegt in the middle of nowhere – oder, bisschen genauer gesagt, zwischen St. Johann im Pongau und Zell am See in Salzburg.
Bei Schönwetter empfiehlt sich ein Köpfler in den Moorsee. Es gibt einen hauseigenen Steg und ein hinreissendes Moorbad wie zu “Kaisers Zeiten”.
Christoph Schlingensief, 2010 viel zu früh verstorbener (Aktions)Künstler, von dem ein Werk im Blauen Salon hängt, formulierte es einmal so: “Das Nichts ist oft mehr als das Alles.” Alles werden sie in der Verzauberungsanstalt von Susi und Sepp Schellhorn nicht finden. Schellhorn? Ja, der Koch-Buddy aus Tim Mälzers “Kitchen impossible” – und ja, auch der, der einmal bei den NEOS war. Aber vor allem ein genialer Gastrovisionär, der aber nicht unbedingt ein eloquenter Gastgeber ist – zumindest nicht, wenn er einen nicht kennt, was aber auch nicht stört.
“In der Verzauberungsanstalt werden Sie (wie bereits erwähnt) nicht alles finden, was Sie woanders suchen, auf alle Fälle werden Sie das Nichts finden. Nichts tun trägt oft mehr zur Sinnstiftung bei als das Alles tun zu wollen.” Zitat Sepp Schellhorn. Bei Schlechtwetter kann man im Spa, das hier “Die Insel der schönen Dinge” heißt, nichts tun – etwa n in der Sauna oder auf den Liegen. Man schaut dem Bio-Gemüse in seinem Garten beim Wachsen zu oder in sein Buch. Das ist auch nicht viel. Oder man geht spazieren, ganz aktionswütige Gäste wagen gar eine Wanderung.
Der Ordnung halber möchte ich noch erwähnen, dass dieser Blogeintrag wie immer einer rein privaten Reise zugrunde liegt und keine Einladung war. Deshalb ist hier auch immer meine ehrliche Meinung abgebildet. Unsere kleine Sommerfrische-Truppe hat den Goldegg-Weekender sehr genossen.
Wem das alles zu anstrengend ist, der vertritt sich vielleicht nur die Beine bei einer winzigen Runde um den See. Wie sagte schon der amerikanische Autor Wallace Stevens: “Vielleicht hängt die Wahrheit von einem Spaziergang um den See ab.”
Auf alle Fälle hängt unsere Wahrheit von gutem Essen und Trinken ab. Der Seehof ist im besten Sinne eine Genussanstalt. SEE you again!
Gabriela Daumann
War wie ein Kurzurlaub deine Urlaubseindrücke zu verfolgen. Danke!