Und irgendwann bleib’ i dann durt – und der eine wollt nur furt!
Kaiserin Elisabeth war hingerissen von jener griechischen Insel, von der sie im Buch “Odysseeische Landschaften” (1878) ihres Reisebegleiters Alexander Freiherr von Warsberg Kenntnis bekam. Deshalb errichtete Sisi dort ihr ganz persönliches “Neverland” – das Achilleion. Prinz Philip, Spross der griechischen Königsfamilie und 2021 verstorbener Ehemann der Queen, musste leider aus diesem Paradies fliehen. STS-Drittel Gert Steinbäcker machte seinen Traum wahr. Willkommen auf Korfu!
Die ionische Insel präsentiert sich auf der einen Seite als Naturschönheit, gerne auch saftig grün und mit den für Griechenland so berühmten Blau-Schattierungen des Meers, auf der anderen Seite macht sie der griechischen Antike alle Ehre – eine eher unrühmliche. Denn, selten habe ich so viel Verfall in Hellas gesehen wie hier (gut, in Athen war ich noch nicht). Beginnen wir in Korfu Stadt. Wer es stresslos mag, der nehme den Bus (die grüne Linie). Er fährt von allen Touristenplätzen weg und ist wirklich gut organisiert. (Ticket pro Strecke 2022 EUR 2,20).
Kleiner Shoppingtipp: Ähnlich wie auf Capri und entlang der Amalfiküste gibt es auch hier Läden, wo noch lässige Sandalen in Handarbeit entstehen.
Anmutig ist der Blick auf die alte venezianische Festung (siehe unten) und vom Palast St. Michael & St. Georg (1819-1824 Residenz des Lord High Commissioners) hinunter in die Bucht.
Hier unten lässt es sich übrigens köstlich rasten. Das Restaurant “Enplo” bietet einen hervorragenden Frappé (=kalter Nescafe). Bestellt ihn “Medium” – gerade richtig dosierter Zucker.
Die schönsten Bade-Strände befinden sich im Nordwesten der Insel – und wie so oft in Griechenland, sind sie am besten per Boot zu erreichen. Hier ein paar Vorschläge:
Sehenswert sind auch noch Cape Drastis und der Canal d’Amour nahe Sidari – ein Haupttouristenort im Norden. Wir entschieden uns für ein Hotel direkt am Strand an der Ostküste Korfus in Messonghi. Wenn man nur eine Woche Zeit hat, will man möglichst oft im kühlen Nass plantschen.
Wir mögen es, wenn es in der Umgebung urige Tavernen und legere Strandbars gibt, das gehört zum Greece-Feeling einfach dazu. Direkt am Messonghi Beach fanden wir zwei super Lokale (eines mit grünen Sesseln, eines mit blauen Sesseln) und in zweiter Reihe, aber auch wunderbar: das “Kostas”.
Schade, dass der Tourismus das Ursprüngliche des Örtchens Messonghi nicht erhalten hat.
Lediglich unser Resort konservierte den Lokalkolorit. Die kleine Anlage wurde auf den Ausläufern eines Olivenhains erbaut. Das Haus, in dem die Bar beherbergt ist, war das Olivenöl-Presshaus.
Wenn möglich, mieten wir in Griechenland für einen Tag ein Mini-Boot. Vermieter gibt es wie Sand am Meer. Im Schnitt zahlt man EUR 130,- für den Tag + Tank. Wir schipperten Richtung Südküste.
Kommen wir zum Wichtigsten: zum Essen! Auf dem Speiseplan stand täglich Fisch. Per Boot, aber auch mit dem Auto, erreicht man unseren Tipp, der vielmehr eine Empfehlung von Gert Steinbäcker von STS ist. Er lebt im Frühjahr und Herbst auf Korfu. Willkommen im Spiros Karidis am Boukaris Beach (Kouspades 490).
Worauf wir ganz wild waren? Auf Knoblauchbrot. Auf Korfu geht nix ohne. Und für uns nix ohne Taramo (Fischrogenaufstrich). Je heller, desto besser!
Einen kleinen Ausflugstipp habe ich noch: Kassiopi ist ein netter Hafen im Nordosten. Hier fand ich endlich auch eine hiesige Spezialität. Achtung, sieht aus wie Gulasch, wird auch ähnlich zubereitet – und nennt sich Corfiot Bourdeto. Der Name leitet sich vom Venezianischen Wort für brühen ab: brodetto.
Sisis Flucht in die Antike
Nun ein wenig Kultur. Als Adelsfexpertin musste ich natürlich zum Sisi-Palast “Achilleion” (nahe Korfu Stadt, im Örtchen Ponti hinauf in die Berge abbiegen). Aber, der wird gerade (angeblich bis 2024) renoviert und man kann daher nur den Park besichtigen.
Laut eigenen Angaben war Elisabeths Seele schon dort, als ihr Körper per Schiff hinterher reiste. Namensgeber ihres “antiken” Palastes war ihr liebster griechischer Held Achilles. 1890-92 erbaut, weilte sie lediglich bis 1896 (Sisi wurde nur 2 Jahre später, 1898 ,in Genf ermordet) dort, weil:
“Ich habe die alte Wehmut zerstört. Eigentlich bereue ich es jetzt. Unsere Träume sind schöner, wenn wir sie nicht verwirklichen.”
Kurz vor Korfu Stadt lädt das winzige Kloster Vlacherna auf einen Abstecher ein. Daneben befindet sich die sogenannte Mäuseinsel. Muss man beides nicht gesehen haben, liegt aber auf dem Weg.
Das Spannende hier ist, dass sich die Einflugschneise der landenden Flugzeuge befindet. Viele Touristen begeben sich dazu auf eines der Aussichtscafés auf dem Hügel zum Flieger schauen.
Ein Stückerl weiter gelangt man zum (sehr schlecht beschilderten) Geburtstort von Prinz Philip. Der Prinz von Griechenland und Dänemark aus dem Hause Mountbatten (mütterlicherseits) wurde 1921 auf Mon Repos geboren. Der Legende nach ging alles so schnell, dass er auf einem Ess-Tisch das Licht der Welt erblickte. Philips Vater Prinz Andreas (Sohn des griechischen Königs George I.) zog 1921 in den Krieg gegen die Türken, der Militärputsch fegte Opa vom Thron. König George V. von England, ein Cousin seines Großvaters, verhalf der siebenköpfigen Familie mit einem Schiff zur Flucht nach Europa. Baby Philip wurde in einem Orangen-Kistchen transportiert.
Leider ist auch dieses architektonische Juwel dem Verfall preisgegeben.
Ich könnte noch stundenlang über die “herrschaftliche” Geschichte Korfus schreiben, aber ich will ja niemanden langweilen. Daher – auf ganz bald – mit einer neuen Reisegeschichte.
Küsschen, Eure Bride Mary on Tour!
Stefan Haderer
Sehr schöne Bilder und Eindrücke von Corfu und dem Märchenschloss Achilleion! Als Lesetipe empfehle ich mein Buch “Im Schatten Homers: Kaiserin Elisabeth in Griechenland” (2021), wo ich alle Reisen und Aufenthalte sowie die Geschichte und Entstehung des Achilleions erforscht und geschildert habe.
admin
Danke vielmals fürs Feedback!Ich wollte Sie fragen, ob Sie vielleicht einen Tipp darüber in meinem nächsten Adelsmagazin schreiben möchten – darin geht es um Kaiserin Elisabeth – und natürlich auch ihre Reisen. Ich versuche es auch noch über den Verlag, herzliche Grüße
Marion Nachtwey
Stefan Haderer
Über das Angebot freue ich mich sehr. Gerne schreibe ich einen Buchtipp für Ihr Magazin. Bitte kontaktieren Sie mich per Email mit den Details! Danke!