Am Ende dieses Sommers 2020 wird nichts so gewesen sein wie zuvor. Auf Salzburg trifft das gleich doppelt zu, denn die Mozart-Metropole feiert heuer den 100. Geburtstag der Salzburger Festspiele. Nur halt etwas anders, als geplant. Die Besucherströme aus aller Welt fielen großteils aus, dafür wurde so manch anderer angelockt.
Jahrelang habe ich hier der Festspiel-Society hinterhergehetzt, diesmal durfte ich das Bilderbuch-Ambiente stressfrei genießen. Gespenstisch ruhige ging es auf so manchem Platz und in schmalen Gässchen zu.
Unzählige “Geister” schweben durch und über dieses einstige Bistum, das von Rupertus begründet wurde. Nachdem die Römer abzogen, wurde es dem fränkische Missionar 696 vom bayerische Herzog Theodo II. geschenkt. Als finanzielle Geldgrundlage dienten Ländereien um Hallein, wo Salz, das “weiße Gold”, für den überbordenden Reichtum der Erzbischöfe und Fürsterzbischöfe sorgte. Bischof Rupertus erbaute das Benediktinen-Frauenstift Nonnberg und veranlasste die Erneurung des Klosters St. Peter (worin sich ein bezauberndes Restaurant befindet, in dem schon Anna Netrebko Verlobung feierte. Tolle Athmosphäre, Essen weniger gut. Infos hier
Rom des Nordens! Später “kaufte” sich Erzbischof Leonhard von Keutschach (Amtszeit: 1495-1519) mit hohen Summen vom damaligen deutschen Kaiser Maximilian I. von Bayern frei. Doch bis heute gilt Salzburg als “südlichste Stadt Deutschlands” oder “Rom des Nordens”.
Mozart, ein Fix-Starter bei allen Salzburger Festspielen. Wolferl Amadeus muss aber auch heuer für jegliches Souvenir-Klumpert herhalten. Der Streit, ob die Mozartkugel von Mirabell oder Fürst die bessere sei, kann nur einen Sieger kennen: Fürst! Wobei uns auch in der “Geheimen Specerey” eine selbstgemachte Schoko-Marzipan-Kugel aus einer kleinen Konditorei köstlich mundete. Ihr seht schon, hier kann man Geschichte und Gerichte kaum voneinander trennen.
Frühstück. Wem das M32 zu mondän ist, findet einen gemütlichen Biergarten in der Stadtalm, es wird auch Frühstück serviert. Dauert ein wenig, aber die Portionen sind gewaltig – genaus wie die Aussicht über die Stadt.
Wer lieber das Plätschern der Salzach zu seinem Morgenkaffee hört, begibt sich ins wunderschöne Hotel Sacher Salzburg und ins legendäre Café Bazar. Im Sommer natürlich auf die Terrassen.
Die Salzburger Festspiele sind der Umweg, das Bazar ist der Zweck, merkte der Schriftsteller Anton Kuh im Jahr 1928 an. Ja, hier verkehrten auch die Gründerväter des Festspiele. Max Reinhardt saß wohl mit Richard Strauß und Hugo von Hofmannsthal ewig in einer Ecke bei einer Schale Gold – und noch heute fühlen sich Künstler und Schriftsteller von diesem Spirit angezogen. Auch die Dietrich war hier. Bride Marys Breakfast-Tipp: BAZAR süß – Croissant, Butter und hausgemachte Marmelade. BAZAR sauer – Buttersalzstangerl mit 2 Bio-Eier im Glas.
Die eigentliche Geburtsstunde des Café Bazar war der 23. September 1909. Cafétier Richard Tomaselli, Bruder von Otto Tomaselli (Inhber des Café Tomaselli am Alten Markt), wollte sich auf dem anderen Ufer der Salzach ebenfalls ein Denkmal typischer Wiener Kaffeehauskultur setzen.
Zurück zur Geheimen Specerey. Im Haus in der Sigmund-Haffner-Gasse 16 (eine der ältesten Gassen) gibt es laut Eigendefinition das vielleicht beste Steak der Stadt und Spezialitäten vom eigenen Weideschwein. Wir beschlossen jeden Tag dort mit einem Drink und sogen den “Barock-meets-Retro-50er- und 60er”-Schick ein. Am Weg zur Toilette geht man durch einen sehenswerten Weinkeller aus dem 17. Jahrhundert.
Bleiben wir bei der Gemütlichkeit. Für einen Sundowner empfehle ich das Café am Kai, hier chillt man direkt an der Salzach. Rechts im Hintergrund die Kirche Mülln, wo sich direkt daneben das Augustiner-Bräu befindet. Die Salzburger sagen aber Müllner-Bräu. Bestes Bier in Town.
Apropos Hopfen und Malz. Bislang haben mich immer die Touris abgeschreckt, weil der Stiegl Keller gleich neben der Bahn auf die Festung liegt – doch die Bräugaststätte, die sich über drei Etagen erstreckt, serviert anständige Speisen und ein süffiges Bier.
200 Jahre Braukunst! Urkundlich wird das Stiegl-Bier erstmals am 16. Juni 1492 erwähnt. Das „Prewhaws“ stand inmitten der Salzburger Altstadt auf jenem Platz, wo sich heute das Haus der Natur befindet. Der Stiegel Keller wurde 1820 unterhalb der Salzburger Festung angelegt. Hier findet seit den letzten Jahren auch die “Jedermann”-Premierenfeier statt – heuer coronabedinfgt natürlich nicht.
Wer nach Salzburg fährt, sollte Hunger im Gepäck haben. Üblicherweise steht man bei der besten Bosna der Stadt Schlange, heuer wartete man nur kurz beim Balkan Grill Walter (Durchgang Getreidegasse 33). Hier wurde die curry-scharfe Wurst erfunden – angeblich vom Bulgaren Zanko Todoroff 1949. Der Imbiss wechselte danach die Besitzer.
Gefühlt gibt es hier auch mehr Eissalons als Mozartkugel-Shops, was für die Theorie “Rom des Nordens” spricht. Mein derzeitiges Lieblingseis ist das Schafmilcheis vom Schafbauern Eisl, dessen wollige Lieblinge in Aberse am Wolfgangsee grasen und einen namhaften Käse liefern.
Um dem Klischee vollständig gerecht zu werden, muss man auch Salzburger Nockerl gekostet haben. Die angeblich besten gibt es im Gwandhaus von Gössl (Morzger Str. 31) im Restaurant Reinhartshuber. Ist aber auch so einen Besuch wert.
Wem die Hitze der Stadt zu viel wird, sorgt im Waldbad Anif für Abkühlung. Das Wasser hat nie mehr als erfrischende 20 Grad.
Ein Drink in der Bar des Hangar 7 ist ein Erlebnis, die Küche im Restaurant des Arthotel Blaue Gans immer noch sehr empfehlenswert. Ich könnte wahrscheinlich noch ewig schreiben, aber für einen Wochenendtrip werden die Tipps allemal reichen. Mit einem zünftigen Prost verabschiede ich mich nun aus Salzburg. Küsschen, eure Bride Mary auf Österreich-Tour.