München ist für mich ein einziger Biergarten – oder ein Bräuhaus. Je nach Wetter eben! Meist führt mich mein erster Weg auf den Viktualienmarkt im Herzen der Residenzstadt. Kann mich dann meist kaum zwischen Leberkäs, Weißwürscht, Obazda (eine Art Liptauer mit Camembert oder Brie, hauptsache ein Schuss Weissbier is drin) mit Brezerl oder Ochsensemmerl entscheiden. Wurscht, in der kleinen Ochsenbraterei (die kenn ich auch vom Münchner Oktoberfest) bekommt man ohnehin alles, was die Waage verboten hat.
Übrigens, die Mär des “12e-Läutens” stammt noch aus einer Zeit bevor es Kühlschränke gab. Die Brät aus Kalbfleisch, heute oft auch Schweinefleisch, Schweinsrückenspeck und Gewürzen war leicht verderblich, daher musste man sie annodazumal vormittags verzehren. Wo, wann und wer die Delikatesse genau erfunden hat, ist unklar. Sogar von Frankreich ist die Rede!
Die kleine Ochsenbraterei – bitte unbedingt ein Ochsensemmerl verputzen
Hier in Bayern lebt der Münchner übrigens noch das Klischee. Nicht wenige pfeifen sich bereits um 9 Uhr morgens ein Paar Weißwürste mit Weißbier rein. Und da rede ich nicht von einem Pfiff.
Weitere beliebte Treffpunkte am Viktualienmarkt sind der Fisch Witte (die bieten auch Champagner in Methusalem-Flaschen an) und das Spezereienstandl gleich links daneben. Ist vergleichbar mit dem Urbanek am Naschmarkt.
Natürlich gibt es sie noch – die vielbesungene und im TV der 1980er Jahre abgefeierte Münchner Schickeria. Des nächtens trifft man sie heute im H’ugo’s, vereinzelt noch im P1, gern gesehen ist Reich & Schön auch in der Schuhmann’s Tagesbar (direkt neben der Nobel-Shopping Galerie Fünf Höfe) – nur einen Steinwurf vom Luxushotel Bayrischen Hof entfernt.
Schuhmann’s Tagesbar neben den Fünf Höfen
In der Nähe des Schuhmann’s kann man auch schick Burger essen. Die Burger & Lobster Bank “BLB“ in der Prannerstraße ist gerade noch angesagt. Witzige Fleisch-Shrimps-Laberl-Kombis, auch Steaks, sehr zu empfehlen sind die Süßkartoffel-Pommes mit Trüffelmayo.
Tipps über Sehenswürdigekeiten oder gar Historisches werdet ihr hier vergeblich suchen, denn dafür gibt es ja 100 andere Blogs und Reiseführer. Ein Bummel über den Marienplatz und in den umliegenden Strassen und Gassen lädt zum selbst Entdecken ein.
Das Rathaus am Marienplatz inklusive Glockenspiel
Bleiben wir noch kurz bei der Kulinarik, ehe wir zu Harry und Meghan kommen, diesmal der eigentliche Grund für unseren Münchentrip.
Es gibt keinen besseren italiensichen Kaffe als in der Bar Centrale. Sie wird von Italienern geführt und man fühlt sich echt ein bisserl wie im Süden. Direkt gegenüber ist das Design-Hotel Cortina (Ledererstraße 8), eine meiner Lieblingsherbergen in München. Da aber nicht ganz billig, bin ich auch selten dort.
Das Hotel Cortina direkt gegenüber der Bar Centrale
Sehr empfehlenswert ist auch das Hotel Olympic in der Hans Sachs Straße. Es befindet sich mitten im Schwulen-Viertel “Glockenbach”, das äußerst bezaubernd ist mit seinen kleinen Läden und Lokalen. Das charmante Hotel wirkt ein bisschen wie aus der Zeit gefallen, eher wie eine heimelige oldfashioned Pension. Hier steigt auch gerne Harald Schmidt ab. Liegt im mittleren Preissegment.
Der absolut hotteste Hoteltipp ist derzeit das Motel One Deutsches Museum. Es gibt kein besseres Preis-Leistungsverhältnis (Zimmer ab 79 Euro). Und in zehn Geh-Minuten ist man im direkt im Zentrum. Unbedingt im 9. oder 10. Stock eine ungerade Zimernummer buchen, denn dann ist der Ausblick vom Bett aus direkt so:
Gute Aussichten. Der Blick über München vom Motel One Deutsches Museum
Für uns darf’s wie gesagt kulinarisch in München ein bisserl deftiger sein. Rund um den Viktualienmarkt gibt es unzählige Wirtshäuser. Mir persönlich zu touristisch ist das berühmte Hofbräuhaus, aber es wird tatsächlich auch von Münchnern frequentiert.
In München steht ein Hofbräuhaus!
Noch nie zuvor waren wir im Gasthaus “Weisses Bräuhaus”. Von hier ist auch die Schneider Weisse, also das Weizenbier.
Unbedingt reservieren, im Weissen Bräuhaus ist es immer bumvoll. Neben all den Schweinereien wie Schweinshaxe (also Stelze), Schweinsbraten, Spanferkelbraten, etc. ist die Küche auf Innereien spezialisiert. Herz, Hirn und ein Gedicht war auch das Stier-Hoden-Carpaccio. Klingt ärger, als es ist. Super ist übrigens auch das “Beim Sedlmayr” (tatsächlich vom ermordeten Star der “Polizeiinspektion 1” gegründet) oder das “Wirthaus zur Au”, wo weiland Karl Valentin an der Weißwurst zuzelte. Aber wie gesagt, es gibt unzählige ….
Deftige Spezialitäten im Weissen Bräuhaus
Spanferkelbraten mit flaumigem Erdäpfelknödel (o.); Schweinshaxe mit Semmelknöderl (u). Mahlzeit!
Bier und Malz, Gott erhalt’s. Oder auch den Spritzwein. Solide Küche, nettes Ambiente, in Fußweite unseres Hotels Motel One bietet auch der Schoberwirt.
Susanne, Atha, Brigitte, Martin, Frederick, Laura, The Husband and Bride Mary
Und noch ein Superplätzchen, das ich bisdato noch nicht kannte. Die Rooftop-Bar in der “Deutschen Eiche”(Reichenbachstraße 13). Herrlicher Blick über die City. Reserviren kann man leider nicht, aber auf gut Glück probieren!
So, aber nun endlich walte ich als Bride Mary meines Amtes. Die Hochzeit des Jahres. Die Familie befand es als gute Idee, dass wir Cousin Martin in München zwecks Royal Wedding watchen heimsuchen. Das hat sich schon bei der Vermählung von Kronprinzessin Viktoria von Schweden 2010 bewährt.
Martin, der beste Royal-Watching-Gastgeber von Welt.
Es sollte uns am bayrisch-britischen Vormittag-Nachmittag an nichts fehlen. Weißwürste mit süßem Senf und Champagner, Scones (selbstgebacken von Michael – vielen Dank) mit Sauerrahm und Marmelade (die liebt die Queen ganz besonders), Gin Tonic (ein Toast auf Queen Mum muss sein), Gurken- und Lachs-Sandwiches.
Champagner zur Weißwurst? Überhaupt kein Problem!
Es war ein Gekreische und Gegröle als z. B. George Clooney und Amal vor der St. Georges Kirche erschienen (sie hatte übrigens mit Abstand das allerbeste Outfit). Genaus wie bei Elton John, James Corden oder den Beckhams (sie schon wieder im traurigen Dunkelbalu, wie einst bei William und Kate!). Und natürlich, als sich das Paar gleich nach der Kirche küsste.
Roayal Watching in München. Danke, Martin!
Kurz zusamengefaßt: Der US-Prediger war zwar gut, aber zu lang. Meghans Kleid sehr würdig und wunderschön schlicht (diese Tiara!), genauso ihre Mutter, die echt Stärke bewiesen hat. Prinz Charles hat ordentlich Pluspunkte gesammelt, dass er die Mama aus der Kirche geleitete und Meghan auf halbem Weg zum Altar führte (der anfängliche Alleingang war von ihr aber superschlau gewählt). Kate fanden wir ein bisschen pfui. Nicht, dass ich es nicht gut fände, dass die Royals Geld sparen. Denn Herzogin Catherine hatte ihr Alexander McQueen-Mäntelchen schon beim 90er der Queen und bei Charlottes Taufe an. Aber sich für die Hochzeit ihrer Schwägerin als einzige nix Neues zu besorgen, war armselig. Und außerdem – Farbnuance ins zitronige oder blassrosane hin oder her – der Fetzen war zu weiß. Hallo???? Das Protokoll nicht gelesen? Niemand, außer der Braut trägt weiss!
Und weil wir schon so im königlichen Wahnsinn drin waren, beschlossen wir noch einen Ausflug nach Neuschwanschein, wo der irre König Ludwig (auch nicht wirklich) gwohnt hat. Zu Fuß ging es auf den Berg. Zu Spät entdeckt, dass es da auch Pferdekutschen gegeben hätte.
Neuschwanstein in voller Pracht. Es diente der Legende nach als Vorlage für Walt Disney
1869 wurde mit dem Bau begonnen. Bis zu Ludwigs Tod wurden gerademal 15 Zimmer fertig gestellt und der König verbrachte nur 177 Tage auf der Burg. Als Ludwig 1886 tot aufgefunden wurde, war sofort Baustopp. So ist es heute – wie auch Herrenchiemsee ( hier hat Ludwig überhaupt nur ein paar Tage verbracht) – ein unvollendetes Werk.
Royal total – oder wie wir hier in Österreich sagen würden: es war sehr schön, liebe Familie, es hat uns sehr gefreut. Danke und baba!
Küsschen, Eure Bride Mary
Fotos: Brigitte Lendl