Die schottische Hauptstadt besticht mit einer majestätische Silhouette, mystischen engen Closes (80 schmale Gassen und Durchgänge führen von der Royal Mile wie Fischgräten nach Norden und Süden der Stadt), man wandelt auf den Spuren historischer Herrscher und aktueller Royals, und: Expecto Patronum – die gotische Architektur gibt einem oft das Gefühl, mitten in der Kulisse von Harry Potter zu stehen.
Nicht nur berufsbedingt, aber natürlich schon ein bisschen, liebe ich Großbritannien. Der Way of Life, die Royals, der trockene Humor, die Landschaft, die Gebäude, die Höflichkeit der Leute, die Sprache, ja sogar das kulinarische Angebot. Edinburgh stand deshalb schon lange auf der Liste – mal als Beginn für weitere Abenteuer im Land von Sean Connery, Gerard Butler und Queen Mum.
Den Beginn der schottischen Reiselust durfte ich mit meinen wunderbaren Freundinnen erleben. Fast wie ein Arbeitsausflug war der Trip zur Royal Yacht Britannia, die in den alten Docks von Leith (5 km vom Zentrum entfernt) steht und zum Museum umgebaut wurde. Ein großer Traum von mir, der in Erfüllung ging. Es herrschte quasi Gruppenzwang 🙂
Der Luxus-Liner der Queen wurde am 1. Jänner 1954 auf den Namen „Britannia“ getauft (mit Empire Wein, Champagner galt im Nachkriegs-England als zu mondän) und am 1. Mai 1997 außer Dienst gestellt, was Elisabeth II. selig Tränen der Trauer in die Augen trieb. Unter der Regierung Blair fand man, dass 30 Millionen Euro pro Jahr Erhaltungskosten für den Steuerzahler unzumutbar sind.
Über 1 Million Seemeilen hat das Schiff in 40 Jahren zurückgelegt. Charles und Diana verbrachten hier 1981 ihre Flitterwochen – in der einzigen Kajüte mit Doppelbett. Die hat der damalige Prince of Wales extra einrichten lassen. Lady Di soll hier viel alleine gewesen sein.
Es gab fast keinen Ort, an dem sich die Queen mehr entspannte, als auf der Britannia – vielleicht Balmoral – aber dazu ein andermal. Noch heute sind die Original-Möbel zu sehen, die sie gemeinsam mit Philip ausgesucht und zusammengetragen hatte. Konzipiert wurde das Schiff der Royal Navy ursprünglich als Krankenhaus für 200 Personen, aber auch für repräsentative Zwecke wie Staatsbesuche – und zwar auf der ganzen Welt. Sie war sowohl in tropischen als auch in arktischen Gewässern seetauglich.
Im großen Speisesaal bewirtete die Queen Winston Churchill, Nelson Mandela, Ronald Reagan und Margaret Thatcher. Im Bereich des Achterdecks konnte die königliche Familie chillen, Shuffleboard oder Hockey spielen. An heißen Tagen wurde ein Swimmingpool aufgestellt, denn einen Badesteg ins Meer hatte der schwimmende Palast nicht.
Auf dem Vorderdeck fanden Theaterstücke und Konzerte statt – sehr zur Freude der 250 Besatzungsmitglieder, darunter 21 Offiziere. Letztere hatten in den Unterdecks ihren eigenen Bereich, gemütlich mit Bar und Esstisch – Einladungen „hinunter“ waren sehr begehrt.
WHAT TO EAT IN EDINBURGH?
Ein paar Fußminuten von der Britannia entfernt, ist der ehemalige Fischmarkt, wo man – eh klar – Fish & Chips isst. Oder ein paar andere Vorspeisen, die sich zuvor im Meer tummelten. Der Restaurantname ist leicht zu merken: „The Fishmarket Newhaven“.
Wenn man in Schottland ist, empfehle ich Scotch Eggs. Gebackenes Ei – entweder in Brät, Haggis oder Blutwurst. Klingt arg, ist aber himmlisch. Im Stadtteil Stockbridge findet man nette Feinkostläden, die sie anbieten. Sie stehen auch auf der Speisekarte vieler Lokale.
Von Stockbridge solltet ihr unbedingt einen Spaziergang durch das zauberhafte Dean Village unternehmen. Putzige Häuser stehen manierlich in Reih’ und Glied von den Hängen bis zum Ufer des Flusses “Water of Leith”. Die Hauptstraße heißt “Miller Row”, denn hier wurde früher das Getreide gemahlen. Mühlsteine am Wegesrand erinnern noch daran.
Tea Time
Wie überall in Großbritannien sind exotische Einflüsse im Essen spürbar. Indischen Flavour gibt es z. B im „Dishoom Edinburgh“, wo wir als Frühstückstee Chai-Latte zu Naan-Sandwiches genossen haben.
Das Highlight einer jeden Reise auf die Insel ist – zumindest für mich – ein gepflegter Afternoon Tea. Unsere Wahl fiel auf das „Palm Court“ im „The Balmoral“-Hotel – eine „once in a lifetime”-Sache, den die Teezeremonie ist recht teuer. Obligatorisch sind diverse Sandwiches (hier z.B. mit geräuchertem Lachs aus Balmoral), diverse Hors’doeuvres, natürlich Scones mit Clotted Cream und Erdbeermarmelade – und das Herzstück sind immer die Patisserie-Kunstwerke, die man aufgrund der Fülle ohnehin meist nicht schafft und mitnimmt. Als Geschenk bekommt jeder Gast eine kleine Dose Tee.
WHAT TO DO IN EDINBURGH?
Die Hauptschlagader Edinburghs ist die Royal Mile. Sie führt vom Edinburgh Castle, das auf dem Castle Rock thront, bis zum Holyrood Palace, der Residenz der Royal Family. Ein wunderbarer 1,8 Kilometer kurzer Spaziergang.
Die Burg wurde ca. auf 1314 rückdatiert und es herrschte davor und danach ein ziemliches Gerangel um sie. Und zwar zwischen Schotten und Engländern.
Seit 1996 befindet sich im Schloss der sagenumwobende „Stone of Scone“, auf dem seit dem Mittelalter zunächst die schottischen, später die englischen Könige gekrönt wurden. Bis dahin befand sich das mächtigste Symbol Schottlands seit 1296 in London. Für Charles III. brachte man ihn im Mai 2023 extra in die Westminster Abbey – und danach wieder retour. Das und noch viel mehr Geschichte erfährt man direkt vor Ort, aber man muss vorher Tickets buchen. Haben wir nicht, aber ich absolviere pro Reise nie das volle Programm, sonst käme ich ja nicht dazu, die Geheimtipps zu finden!
Ein bisschen Touri-Kitsch muss sein. Auf der Royal Mile reiht sich ein Souvenirladen an den anderen, nach wenigen Augenblicken sieht man nur noch „kariert“ – noch heute wird das Check (Karo) von Prinzessin Diana feilgeboten. Dazwischen halten Dudelsackspieler Touristen bei Laune oder man kann gegen eine kleine Spende ein Foto mit einer Eule machen. Letzteres lehne ich wegen Tierquälerei ab.
Wir kommen zur Victoria Street. Die ist nicht nur zauberhaft, sondern beflügelte Autorin J.K. Rowling zur „Winkelstraße“ ihrer „Harry Potter“-Welt. Hier sind magische, kleine Bücher- und Souvenirläden und hier war einmal das Bürstengeschäft von Robert Cresser, das als Vorlage für Olivanders Zauberstab-Shop diente. Heute beherbergt es das „Harry Potter“-Geschäft, das sich „Museum Context“ nennt. Den letzten Teil der Saga – „Die Heiligtümer des Todes“ schrieb Rowling übrigens im „The Balmoral“ – da, wo unsere Tea Time war.
St. Giles Church. Auf der Hälfte zwischen Castle und Holyroodhouse befindet sich auf der Royal Mile die wichtigste Kirche Schottlands, die St. Chiles Kathedrale. Hier wurde der Sarg Der Queen, die auf Balmoral starb, aufgebahrt, ehe er nach England gebracht wurde.
Holyroodhouse
Einmal im Jahr, Anfang Juli, hält der Souverän in Schottland Hof und begibt sich in den Holyrood Palace an Ende der Royal Mile. Angeblich hatte König David I. (um 1084-1153) bei der Jagd eine Vision vom Kreuz Christi. Und so erbaute der Sohn der Heiligen Margaret von Schottland, einer angelsächsischen Prinzessin, 1128 genau an dieser Stelle eine Augustiner Abtei. Auch als Edinburgh 1437 schottische Hauptstadt wurde, wohnten die Herrscher fortan lieber hier als im Castle. James IV. ließ für seine Gemahlin Margaret Tudor das Gästehaus in prunkvolle Gemächer umwandeln, es folgten weitere Prunkräume sowie Parkanlagen, ein Brand und ein Wiederaufbau.
Und weil Edinburgh ein hervorragender Platz ist, um sich zu gruseln, kommt hier eine wahre, blutrünstige Geschichte. 1566 wurde Maria Stuart (1542-1567 Königin von Schottland) Zeugin des Mordes an David Rizzio, ihrem Liebhaber, der mit 56 Messerstichen niedergemetzelt wurde. Die Blutflecken sind heute noch auf dem Holzboden zu erkennen. Auftraggeber war Maria Stewarts gehörnter Ehemann.
That View!
Wie eine Steilwand erstreckt er sich neben dem Palast der „Arthur’s Seat“, der perfekte Aussichtspunkt. Im Mai blüht der Stechginster. Der Aufstieg auf den 251 m hohen erloschenen Vulkan ist bisschen anstrengend, dafür gibt es einen unvergesslichen Panoramablick auf Edinburgh, die Lothians und den Firth of Forth – der Meeresarm an der Ostküste, der die Mündung des Flusses Forth ist.
Legenden ranken sich um den mystischen Platz. Ein Roman aus 600 v Chr. (“Y Gododdin”) vergleicht einen Krieger mit König Arthur (Arthus). In der Antike soll ein Drache Herr dieser wilden Länder gewesen sein. Als er eines Tages einschlief und nie wieder erwachte, verwandelte er sich in jenen Hügel, den wir heute besteigen können. Mit diesem Blick verabschiede ich mich aus der “Schönen” des Norden,
Küsschen, eure Bride Mary on Tour!
Danke Verena, Verena & Moni für die tollen Fotos, Unterstützung und Tipps!