Gibt es einen berühmteren Tempel in Südostasien als den Angkor Wat? Legenden ranken sich um das “Haus des Hindu-Gotts” Wishnu und diese einmaligen Eindrücke erschlagen einen förmlich, wenn man wirklich darin steht. Aber trotz aller Historie bleibt bei “Bride Mary on Tour” auch das süße Urlaubsleben nicht auf der Strecke. Willkommen in Kambodscha – Teil 1 unseres verspäteten Honeymoons!
Es gibt drei Zeitrechnungen in Kambodscha. Die Zeit vor Angkor, die Angkor-Zeit und die Zeit nach Angkor. Die Angkor Zeit erstreckt sich von 802 bis 1431. Die Khmer, so nennen sich die Einwohner Kambodschas, wussten auch nach dem Untergang immer schon, dass der Dschungel diese Tempelanlagen verschlungen hat. Sie haben aber nichts dazu beigetragen, dass das nimmersatte Grün die heiligen Stätten wieder ausspuckt. Erst als die Franzosen Indochina besetzten, entdeckten sie 1863 diese “vergessene” Welt und befreiten sie schließlich 1908.
Ich empfehle den Sonnenaufgang plus Picknick, um das 400 Quadratmeter große Gelände zu erkunden. Nicht, weil das so wahnsinnig romantisch wäre mit dem mitgebrachten Lunchpaket in einem dafür vorgesehenen Zelt zu frühstücken. Auch ist man keineswegs separiert von den Touristen-Horden, aber im Dezember ist es sehr heiß in Kambodscha und da bietet sich der Morgen und Vormittag natürlich an. So sieht es übrigens aus, wenn die Nacht dem Tag weicht und alle auf Einlass in die “Stadt für den Gott” warten – bzw. auf das perfekte Fotomotiv. Es wird nämlich viel fotografiert dort. Ich glaube, die meisten sehen sich den Urlaub erst zu Hause auf den Fotos an, so wie sie mit den Handys durch die Sehenswürdigkeiten hechten. Die Pünktchen hinter dem Teich sind alles Touris.
Toll ist, dass man überall hineingehen und herumkraxeln darf. Ja, bis ganz hinauf in den Meru – quasi der Himmel der Hinduisten. Dort wohnt auch der Gott Wishnu – und jener König, der Angkor Wat errichtete, baute Wishnu von 1113-1150 eben eine neue, irdische Wohnstätte. Der echte Meru ist übrigens im Himalaya-Gebirge und 8.848 Meter hoch.
Gewohnt hat dort nie wer, da es ja ein Haus Gottes war. Die 25 Könige der Angkor-Zeit haben Wishnu zu Ehren (einige Könige haben auch Buddha verehrt, dann war es halt sein Tempel) Rituale und Feste abgehalten. Nur die höchsten Adligen, Priester und Beamten durften da hinein. Ein Hindu-Tempel hat übrigens drei Etagen. Hölle, die hiesige Welt und eben den Himmel.
Gleich neben Angkor Wat ist das Angkor Thom-Areal (“die große Stadt”) mit 30 Tempelanlagen. Gesehen haben muss man aber nur den Bayon, weil er wirklich sehr schön ist …
Der Bayon Tempel ist Buddha gewidmet, das merkt man daran, dass er nicht so hoch gebaut ist, weil Buddha kein Gott an sich ist und deshalb nicht in den Meru (Himmel) fliegen kann. Die Reliefs, die Kämpfe zwischen Buddhas Kriegern und Dämonen zeigen, sind sehr gut erhalten.
Aber sobald ein König an der Macht war, der dem Hinduismus huldigte, hat er gleich ein paar “Hindu”-Details hinzugefügt. Wie z. B. das Symbol Linga Yoni, was das kambodschanische Yin und Yang ist.
… und den Ta Prohm (1186), der vor allem durch Angelina Jolies Film “Tomb Raider” Berühmtheit erlangte. Das Interessante daran sind diese ganz speziellen, bis zu 500 Jahre alten Bäume, die diese Stätte beherrschen.
Für uns haben drei archäolgische Schätze gereicht. Wir haben die Reise generell so angelegt, dass wir immer ein bisschen sightseeing waren, aber auch den Ort oder die Landschaft auf uns wirken ließen. Der Ort von dem aus man den Angkor Archäologie-Park bereist heißt Siam Reap. Er kann nicht besonders viel. Es gibt unzählige Hotels und ein Zentrum. Drehscheibe ist die Pub-Street, rund um sie ranken sich Märkte, Shops und unheimlich viele Lokale.
WHERE TO EAT?
Ja nicht auf der Pub-Street essen. Das ist quasi Ballermann pur, aber sehr lustig für ein Bier um das Treiben zu beobachten. Länger hält man eh nicht aus, da jedes Lokal total laut Musik spielt – gerne auch live und vor allem fasch. Man braucht nur ausstreunen und findet entzückende und auch sehr schicke Restaurants.
Paper Tiger Restaurant: hat auch einen Eingang auf der Pub-Street, aber besser hinten ins kleine Gässchen hinaus sitzen. Unbedingt ein Khmer BBQ probieren. Man bekommt ein Gestell auf den Tisch, das in der Mitte eine konvexe Grillplatte hat und drumherum schwimmt Suppe. Dann sucht man sich Fleisch dazu aus. Auch Krokodil, Frosch oder Kängeru, wer es nicht so exotisch mag, Huhn, Rind und Schwein. Total lecker.
Le Malraux: ein süßes “Bobo”-Lokal gleich hinter dem Markt.
The Square 24 St.: Gediegenes Restaurant über dem Fluss, gute Khmer-Küche. Sehr gschmackig ist das Gericht Fisch Amok. Er kommt aus dem Tonle Sap, dem großen See Nahe Siem Reap und wird mit Kokosmilch, Gewürzen sowie Gemüse zubereitet.
Cuisine Wat Damnak: Fine Dining. Es gibt nur zwei Menüs. Der Chef interpretiert die Khmer Küche neu, unkompliziert und modern. außerhalb des Centers über dem Fluss, am besten ein Tuk Tuk dorthin nehmen.
Links: Chlang Fisch-Suppe mit Wasser-Mimose, Wasserlilie, der Frucht vom Feroniella Baum aus Indoniesen und einer Reisfeldpflanze; rechts: Schwein sous vide gegart, Muschel-Jus, Pilze, Nudel-Kuchen, grüne Papaya im Biersud
Hotels gibt es ganz viele in Siem Reap – vom Hostel bis zur Luxusherberge wie dem Park Hyatt. Wir waren ein bisschen außerhalb des Zentrums in einem Boutique-Hotel namens Anjali by Syphon. So neu, dass es kein TukTuk-Fahrer kannte, aber dafür eine ruhige Oase zum chillen war.
Am Weg zum Flughafen haben wir noch den Tonle Sap, einen riesigen See (250 km lang, 100 km breit) befahren. Hier gibt es aber nicht viel zu sehen. Mehrheitlich wohnen auf den Hausbooten Vietnamesen. Sie haben damals die Khmer im Befreiungskrieg gegen Bestie Paul Pot unterstützt. Sein Terror-Regime dauerte von 1975-1978. Durch seinen Wahnsinn kamen 2,2 Millionen Menschen ums Leben. Furchtbar. Daher ist Kambodscha ein sehr “junges” Land. Er hat eine ganze Generation ausgelöscht.
Nächster Halt: Laos – die Bobo-Ecke Asiens. Küsschen, Eure Bride Mary on Tour!