Willkommen am Golf von Neapel! Die Metropole am Fuße des Vesuv stellt den Beginn der pittoresken und für mich schönsten Küste Italiens dar! Vier Tage tauchten wir in die Antike (im wahrsten Sinne des Wortes), aber auch in die Urlaubs-Sehnsüchte der 1950er Jahre ein, besuchten Sorrent (Bild), Capri und Positano, ließen uns vom betörenden Duft der Zitronen verführen, bissen in paradiesische Paradeiser und kämpfen heute noch mit Extra-Kilos, die uns Pizza und Sfogliatelle, beides neapolitanische Sepzialitäten, bescherten.
Die Honeymooner in Sorrent, das sich entlang einer überwältigenden Felsmauer schmiegt.
Es ist der Schmäh mit dem Klischee, der hier seit den 1950er Jahren gut funktioniert. Man wartet förmich darauf, dass die junge Sofia Loren in der Marina Piccola auf Capri lasziv Spaghetti Vongole durch ihre Lippen verschwinden lässt – oder sich Clark Gable in den engen Gässchen Sorrents ein Stamperl Limoncello nach getaner Arbeit gönnt – beide drehten hier den Film “It started in Napels” (1960).
Szene aus dem Film “Es begann in Neapel” (1960)
Die Amalfi-Küste ist seit jeher Sehnsuchtsort allererster Güte. Klar, überall, wo einst ein Vulkan ausbrach, profitiert die Land(wirt)schaft.
Der Vesuv – so klar sieht man den Vulkan bei Neapel (und der von ihm verschütteten Stadt Pompei) selten
Der Legende nach zerschellten die antiken Seefahrer vor Sorrent auf den Felsen, weil sei dem Gesang der Sirenen erlegen sind. Nur Odysseus war so clever, sich und seinen Mannen die Ohren zuzustöpseln, um den tödlich-schönen Klängen zu entkommen. Die Sirenen waren daraufhing so empört, dass sie sich in die Li Galli-Felsen vor Positano verwandelten. Auf einer davon liess sich übrigens Rudolf Nurejew vergangenes Jahrhundert eine Villa bauen, die man heute noch mieten kann – Preise astronomisch.
Die Villa von Rudolf Nurejew auf einer der Li Galli Inseln zwischen Sorrent und Positano
Die anderen berühmten Inseln der Gegend befinden sich direkt bei Capri – die Faraglioni-Inseln. Die muss ich euch (hoffentlich) ein andermal nachliefern, da das Meer zu stürmisch war, um auf dem Seeweg dorthin zu gelangen.
Im Grunde hat sich seit der Zeit der “Capri Fischer”, der Erfindung der Capri-Hosen und der berühmten handgenähten Leder-Sandalen nicht viel verändert. Hier ist alles ein bisschen aus der Zeit gefallen. Man lebt von der Schönheit der Gegend, den reifen Zitronen, Spaghetti Napoli und dem Flair der alten Filmschnulzen. Auch Dichter wie Göthe verlebten breits im 18. Jahrhundert hier ihre Sommerfrische – “Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn!”
Gibt es an jeder Ecke von Sorrent bis Amalfi. Handgemachte Ledersandalen.
Unglaublich, was man aus Zitronen alles machen kann.
Mitunter werden hier die Zitronen so groß wie Baby-Köpfe
Wem der Zitronenlikör Limoncello zu süß ist, dem sei ein Limoncello Sprizz empfohlen. Erfunden hat ihn der Besitzer der Antica Gelateria Sorrentina, Giuseppe Apreda, in den 1990er Jahren. Einfach den Likör mit Prosecco aufgiessen und mit Eiswürfeln servieren. Salute!
Giuseppe, der Erfinder des Limoncello Sprizz in Sorrent
So, aber jetzt zum Honeymoon-Hotel. Zwischen Neapel und Sorrent liegt ein kleiner, malerischer Ort namens Vico Equense – und unweit davon befindet sich das “Capo La Gala”, eine kleine, feine Anlage direkt in Fels gehauen und mit eigenem Beachclub.
Wenn vor dem Capo La Gala die rote Sonne im Meer versinkt!
Was soll ich sagen, perfekter geht es nicht für den Honeymoon. Ein Traum in Blau und weiss. Man verschmilzt mit dem Meer und den Felsen, das Essen im Beach-Club ist unaufgeregt, die Pizza köstlich, die fangfrischen Fische sowieso, niemand ist all zu aufgedröselt – es sei denn, es ist gerade eine Hochzeit, was nicht selten vorkommt. Bride Mary beobachtete das Geschehen erste Reihe Fuß frei vom Balkon und ergatterte sogar ein paar Hochzeitsmandeln – die bringen Glück, hatten wir bei unserer Hochzeit auch.
Das touristische Leben spielt sich aber auf dem Meer ab. Von der Nuss-Schale bis zur schnittigen 50-Meter-Luxus-Yacht, Luv oder Lee – man sticht in See. Für mich die schönste Art, sich auf den Wellen forzubewegen sind Boote der dort ansässigen Werft der Fratelli Aprea, also der Gebrüder Aprea. Solide, viel Holz, kein Schnick-Schnack.
An manche Orte gelangt man nämlich am besten per Boot. Wie zum Beispiel an den “Naturpool” am Cap von Sorrent, il Bagno della Regina Giovanna – also das Bad der Königin. Heute dürfen sich dort alle königlich im Wasser amüsieren.
Hier kann man direkt ins “Bad der Königin” , ein Natur-Pool, am Cap von Sorrent hineinschwimmen.
Die angesagten Restaurants sind natürlich auch am schönsten per Boot erreichbar. Vor lauter Leute schauen, kommt man hier fast nicht zum Essen. Nirgendwo war die Goldenen-Uhr- und Hermès-Taschen-Dichte als “Strandoutfit” dichter als hier. Nur Super-Reiche kommen auf die dekandente Idee, eine die Birkin-Bag (bekommt man nicht unter 6.000 Euro) als Badetasche umzufunktionieren. Und hier waren nicht nur die Frauen gebotoxt und getunt, sondern auch die Männer. Herrlich!
Das Il Riccio auf Capri wird also von den Schönen und Reichen – und für ein Lunch auch von uns frequentiert. Man isst, was das Meer an Köstlichkeiten bereit hält. Signature-Gericht sind Spaghetti al Riccio, also mit Seeigel-Sauce. Wirklich gut!
Das zweite empfehlenswerte Küsten-Restaurant, wo man direkt am Meer speisen kann, ist das “La Conca del Sogno” ein Stückchen oberhalb von Positano.
Wie auf einer Postkarte: Positano
Blick vom Ristorante La Conca del Sogno
Vier Tage waren natürlich viel zu kurz, um die gesamte Küste zu bereisen, aber wir haben so viele Eindrücke – und vor allem romantische Momente gesammelt, die für ein ganzes Leben ausreichen.
Was aber nicht heissen soll, dass wir nicht wiederkommen, denn wie heisst es so schön in einem alten Schlager: Torna a Surriento! Also: Back to Sorrento. Und weil ich den Hut meines Schatzes versehentlich im Meer versenkt habe, stehen die Chancen gar nicht schlecht. Ist bestimmt so wie Münzen in den Trevi-Brunnen zu werfen. Ciao Amici!