Das Meer der Wiener ist für mich nicht der Neusiedler See, sondern ein ganz echtes, und das beginnt bei Triest. Obwohl viele, auch wir, schon so oft Friaul-Julisch Venetien – und vor allem Grado – erkundeten, entdecken wir immer noch Neues zwischen salzig-duftenden Lagunen und alten Steinhäusern.
Doch keinesfalls sollte man mit alten Traditionen brechen – und so nehmen wir den ersten Appero meist an der kleinen Bar am Eck des Altstadthafens. Ein paar Meter weiter auf der gleichen Seite kann ich die Trattoria al Pescatore sehr empfehlen. Hier kehren auch noch die Fischer nach getaner Arbeit auf ein erweitertes Gabelfrühstück ein. Zu den mediterranen Spezialitäten, die fast jedes Restaurant in Grado bietet, serviert man hier zusätzlich noch Gradeser Küche: deftige Fischeintöpfe und viele Rezepte nach “Großmutter Art”. Adresse: Via Riva Dandolo, 10, 34073 Grado.
Noch ein paar Schritte weiter Richtung Lagune findet man das nächste beliebte Fischlokal. Die Cooperativa Pescatori Grado “Zero Miglia”, die Genossenschaft gibt es seit 1930. Hier muss man unbedingt ein Fritto misto bestellen (keine Ahnung, warum ich das nicht fotografiert habe) . Die Speisekarte kommt als Schiffchen daher. Adresse: Riva Dandolo, 34073 Grado
Gewusel herrscht zumeist auf der “Fress-Meile” Grados. Meine Empfehlungen: Ristorante Pescada. Hier unbedingt die Capelunghe (Stabmuscheln) probieren (Piazza Duca D’Aosta, 31). Viele zieht es auch in die Trattoria de Toni (Piazza Duca D’Aosta, 37), die es seit 1954 gibt und mittlerweile vom Sohn des Gründers Gianni Gaddi geführt wird. Dazu kann ich nichts sagen, weil wir noch nie drin waren. Unser Liebling in dieser Gasse ist – nicht lachen – das Spaghettihouse (La Taverna del Pesche). Ich liebe die “vongole”. Adresse: Via Gradenigo, 27.
Und nun zu unserem jüngsten kulinarischen Highlight. Ein romantisches Dinner auf der Isola della Schiusa – im Al Pontil de’ Tripoli. Bisschen gehobenere Preise, der grandiose Blick ist unbezahlbar. Riva Garibaldi 17/c.
Es soll ja auch Leute geben, die nicht auf Fisch stehen – und die sind in der Hosteria in Contrada (Calle Corbatto 3) gut aufgehoben. Hier ist man auf Fleisch spezialisiert. Als Pasta gibt es nur diverse Ravioli und manchmal Lasagne. Man kann auch nur auf ein Achtel vorbeikommen und kalte Köstlichkeiten wie Prosciutto oder Salami dazu naschen. Die Contrada ist neu übernommen, das alte Konzept glücklicherweise beibehalten worden.
Was man außer essen und Trinken in Grado tut? Ich verstehe die Frage nicht, ha ha. Nein, Spass beiseite. Alles ganz gemächlich: Spazierengehen und Sonnenbaden. Vor allem, wenn man außerhalb der Hauptsaison reist, bietet sich einem ein völlig neues Strandgefühl. Eine Leere, die wir so noch nicht oft wo erlebt haben.
Ach ja, und Rad fahren ist hier sehr beliebt. Fast alle Hotels bieten gratis Räder an. Wenn nicht, dann ab zum Verleih. Wie wäre es mit einer Radltour nach Aquileia? Das sind genau 20 Kilometer hin und retour – und es gibt tolle Ausgrabungen aus der Römerzeit. Details erspare ich euch, dafür kann man sich in die Kirche und ins Museum begeben, letzteres übrigens unter Kaiser Franz Josef initiiert.
Sehr idyllisch ist auch eine Bootsfahrt durch die Lagune – entweder man mietet selbst ein Schiffernakel oder bucht ein Ticket am Ausflugsboot. Ein paar nette Lokale laden zum Anlegen ein, auch die Insel Barbana ist einen Stopp wert.
Der Tradition nach geht der Ursprung der Wallfahrtskirche auf das Jahr 582 n. Chr. zurück, als eine starke Sturmflut Grado bedrohte. Nach dem Unwetter wurde eine vom Wasser angeschwemmte Statue der Hl. Jungfrau auf der Insel in der Nähe der Hütten zweier Einsiedler gefunden. An jener Stelle ließ der Gradeser Patriarch Elias ein Kirchengebäude errichten, um der Hl. Jungfrau dafür zu danken, dass sie die Stadt gerettet hat. Kurze Zeit später wurde die Insel der Wohnsitz einer Gemeinschaft von Mönchen und entwickelte sich zu einem Ziel zahlreicher Pilgerreisen.
Diesmal habe ich ausnahmsweise eine Hotelempfehlung für euch. Grado hat meist riesige alte “Kästen”, von denen wir nicht so begeistert sind. Wer in den Sommermonaten die Lagunenstadt besucht, der wird von der Albergo Alla Spiagga angetan sein. Die Front-Zimmer haben eine wunderbare Aussicht (z. B. 35) und unten befindet sich eine tolle Bar (wo Hotelgäste auch exklusiv frühstücken können). Mit Blick auf Meer.
Und wann immer man wieder seine Seele baumeln und seine Nase von einer leicht salzigen Prise umwehen lassen möchte und sich geistig schon überlegt, wie man seine Spaghetti essen wird, dann ist es höchste Zeit nach Grado zurück – oder besser gesagt – heimzukehren. Baci, eure Bride Mary on Tour!