Wie sagte schon einst Audrey Hepburn in Billy Wilders Meisterwerk “Sabrina” (1954): Paris ist immer eine gute Idee! Und so statteten wir der Stadt an der Seine nach Olympia 2024 und kurz vor der Eröffnung der Notre Dame de Paris erneut einen Besuch ab. So gut es ging, ließen wir uns treiben, aber das moderne Reisen raubt einem mehr und mehr jegliche Spontanität, sowohl im Genuss- als auch im Kulturbereich. Es ist einfach zu viel los, aber wer eine Stadt zu Fuß erobert, erlebt garantiert atemberaubende Aussichten. Bei dieser – auf den Eiffelturm, blieb es allerdings “von unten”, ich wollte so gerne einmal hinauf, aber selbst mit Online-Reservierung ist kaum ein Slot zu ergattern.
Ähnlich verhält es sich auch im Louvre. Glücklicherweise sah ich Mona Lisas Lächeln bereits in den 1980er Jahren, lange vor dem Massentourismus. Selbst mit fix gebuchten Ticket für eine Uhrzeit standen 40 Minuten nach dem Öffnen nach wie vor die Schlangen.
Ein machbares Vergnügen, wenn auch touristisch, ist eine Seine-Fahrt mit einem der Bateaux Mouches, eine Pariser Institution. Wir nahmen gleich das erste Boot um 10 Uhr morgens, da hielt sich der Andrang noch in Grenzen. Gibt es auch mit Dinner und sonstigen Specials.
Und bei den Restaurants verhält es sich ähnlich. Viele sind einfach aus reserviert, aber die Dichte an Lokalen ist so hoch, dass man in den typischen Bistros immer wieder einen Platz bekommt. Das Angebot ist fast überall das Gleiche, so schmeckt Paris:
Natürlich nach Escargots – Schnecken. Mit Kräuterbutter und Baguette dazu, sonst nix. Die Terrine de campagne (Landpastete) offeriert auch fast jedes Bistro.
Was wirklich jeder immer und überall isst – Franzose wie Gast – sind einfache Mayonnaise Eier. So lange gesehen, bis wir es im Café Montorgueil auch gekostet haben. Nur wenige Straßen von Les Halles und dem Musée des Arts et Métiers entfernt, mit seinen charmanten Fußgängerzonen und Kopfsteinpflasterstraßen, wirkt das Viertel Montorgueil wie ein kleines Dorf.
Einen Steinwurf von der einstigen Bourse de Commerce (Börse) entfernt, in der sich übrigens eine tolle Ausstellung befindet – die Pinault Collection (ja, DER Francois-Henri Pinault), findet man das Bistro Victoires.Sieht so aus, als ob es schon Tolouse-Loutrec besucht hätte.
Das Victoires punktet mit klassischer Bistro- oder Bouillon-Küche. Boillons sind Gaststätten mit günstiger, traditioneller französischer Küche. Eine Institution aus dem vorletzten Jahrhundert, jetzt wieder neu entdeckt. Es gibt es Würste mit Sauerkraut und/oder Kartoffelstampf, Steak frites, Enten Confit oder Oefs en meurette (in Rotweinsauce – am besten Burgunder).
Ein Tipp für Fine Dining zu einem absolut fairen Preis ist das Châteubriand in Oberkampf – ein herrlich unaufgeregtes Ambiente. Angeboten wird nur 1 Menü, Unverträglichkeiten werden berücksichtigt. Wir essen alles und lassen uns daher gerne überraschen. Nicht alle Bilder gelingen abends gut, deshalb hier nur der Tuna und die Ente. Großartig war die Ceviche als Cocktail!
Ebenfalls in Oberkampf hat sich Pierre Sang angesiedelt, der eine spannende Fusionsküche zwischen Asien und Frankreich serviert. Pierre war 2011 Finalist bei der französischen Kochshow “Top Chef”. Er führt Bistros und ein Atelier (wo wir waren). Neben der Qualität ist vor allem der Preis eine Sensation: 6 Gänge für EUR 59,-. Man muss nach jedem Gang raten, was man gegessen hat.
Ja, einen Lokaltipp haben wir noch – und zwar für Liebhaber der Meeresfrüchte. Das Huguette gleich ums Eck vom Boulevard Saint Germain. im Quartier Latin. Ein Viertel, das mir besonders gut gefallen hat. Viel zum Schauen – Leute wie Läden.
An dieser Stelle auch herzlichen Dank an die Auslandskorrespondentin des ORF in Paris, Cornelia Primosch, die uns viele ihrer kulinarischen Geheimtipps verraten hat.
Schaut jetzt so aus, als hätten wir nur gegessen, aber wir sind in den 4 Tagen auch über 60 Kilometer quer durch Paris marschiert. Vor allem in Versailles, der Inbegriff der Gigantomanie – sowohl im Schloss, als auch in den umliegenden Parks. Ein Symbol absolutistischer Macht. Willkommen im Barock!
Untrennbar mit dem noch heute sichtbaren Überschwang verbunden war Louis XIV – der Sonnenkönig, der auch der “Staat” war. Bis zu seiner Volljährigkeit war seine Mutter Anna von Österreich aus dem Habsburghaus und Tochter des spanischen Königs Regentin. Ludwig war 4, als sein Vater Ludwig XIII. starb Erst mit 16 regierte er Frankreich und begründete die “Legende” Versailles.
Schön an sich ist Versailles im Gegensatz zu anderen Schlössern wohl eher nicht. Es widerspiegelt durch viele Aus- und Umbauten mehrere Stilrichtungen. Ab 1622 wurde das einstige Jagdschloss in 3 Phasen (barocke Garten-Anlagen, Grotten, ja sogar einen “Spa”-Bereich gab es einst) ein Bauwerk der Superlative, das man eigentlich nicht auf einem Foto fassen kann.
Zu Spitzenzeiten lebten 4.000 Leute auf Schloss Versailles, die mehr oder weniger dem Freizeitstress frönten. Jagen, Karten spielen, Komödien ansehen, essen. Das Diner wurde erst ab 22.30 Uhr serviert!
Dreimal so viel wie der Spiegelsaal kostete übrigens die Schlosskapelle, die einer kleinen Kathedrale gleicht. Sie wurde 17.10 fertiggestellt. Zum Ende seiner Regentschaft besann er sich auf Gott – nicht zuletzt aufgrund seiner zweiten, gläubigen Ehefrau.
Das Schlafzimmer war eines der wichtigsten Räume auf Versailles. Das tägliche Aufweck-Ritual des Sonnenkönigs um 8.30 war ein 1-stündiges Spektakel – vom kleinsten Höfling bis zum Obersten des Hofstaats inklusive Klerus. Sie haben ihm einfach nur beim Anziehen zugeschaut. Es gab aber auch ein privates, sehr viel schlichteres Schlafzimmer, das vor allem seine Nachfolger mehrheitlich nutzten – und sich nur zum Morgen-Routine hinüber schlichen. Die Königin hatte jeweils ihre eigenen Gemächer.
Original-Mobiliar gibt es keines mehr, da es während der Revolution geplündert oder zerstört wurde. Die Schauobjekte sind Nachbauten oder Leihgaben anderer Schlösser dieser Epoche.
Einfacher zu fassen sind die Trianon Lustschlösser. Ludwig XIV. erwarb sie 1665, um Versailles zu erweitern. Nach seinem Tod war es der bevorzugte Aufenthaltsort seiner Nachfolger – weil viel gemütlicher.
Auch hier gibt es prunkvolle Gemächer – es sei stellvertretend der gelbe Salon erwähnt, den auch Napoleons Mutter sowie kurzzeitig er selbst bewohnte.
Die Gartenanlagen gehen direkt in den Park des Petit Trianon über, wo sich ein sehr viel kleineres Schloss befindet, das später Marie-Antoinette gehörte. In der NÄhe ließ sich die Gattin von Louis VX. das Hameau de la Reine errichten, quasi ein Dorf mit einem künstlichen See an dessen Ufer sich “Bauernhäuser” befinden. Hier suchte die Königin die ländliche Idylle – die mit der Realität freilich wenig zu tun hatte.
Von der Königin zur Dame
Am 15. April 2019 wurde Notre Dame, das geistliche Wahrzeichen Frankreichs, Opfer eines verheerenden Brandes. Dachstuhl, Vierungsturm, Gewölbe, Gebälk: alles zerstört. Auch der Innenbereich fiel den Flammen zum Opfer. Macron versprach, es in nur 5 Jahren wieder aufzubauen, was auch gelang. Am 7. Dezember 2024 öffnete die alte Dame wieder ihre Pforten.
2.000 (Kunst)handwerkerInnen und rund 140 Betriebe und Manufakturen ließen das architektonische Wunder wieder wahr werden. Allein für den Dachstuhl wurden 2.500 Bäume gefällt, die – wie im Mittelalter – mit der Axt bearbeitet wurden. Ein Wunder war, dass der Dachstuhl kurz vor dem Brand zufällig genau ausgemessen wurde, da es keine vollständigen Aufzeichnungen über ihn gab.
Binnen kurzer Zeit haben Kleinspender und Großsponsoren eine Summe von 900 Millionen Euro für denn Wiederaufbau aufgebracht. Der Betrag ist nicht mal noch vollständig aufgebraucht.
Ich denke, das sind ein paar gute Gründe, wieder einmal Paris zu erleben, denn das ist ja bekanntlich immer eine gute Idee.